Spoiler für Staffel 1.
Die erste Folge fand ich mittelmäßig und war etwas irritiert, dass das die Einleitung zu dieser so mit Begeisterung empfangenen Serie sein sollte. Im Nachhinein finde ich es genau richtig, dass die erste Folge so gestaltet wurde, der Fall Cintras vorweg genommen wurde und man sich so darauf konzentrieren konnte, wie die Hauptcharaktere mit diesem Event verbunden sein könnten. Mit jeder Folge fand ich die Serie deutlich besser, den „Twist“ dieser Staffel mit den zu unterschiedlichen Zeiten stattfindenden Timelines schön eingeführt und aufgelöst, ohne, dass dieser zu viel Raum einnahm, denn das erzählerische Highlight war eindeutig als sich Geralt und Ciri endlich fanden (Bill Adama und Kara Thrace Vibes bei mir <3)
Für mich hatte die Serie am Ende genau die richtige Mischung zwischen klassischer, teils auch klischeehafter Fantasy und neuen Elementen. Schön finde ich, dass The Witcher auch von osteuropäischer Mythologie (Kikimora, Striga) beeinflusst ist und die Drehorte teilweise in Bulgarien und Polen sind. Die Dynamik zwischen Geralt und Jaskier (polnisches Wort für Hahnenfuß, also die giftige Pflanze mit den gelben Blüten, die sich ziemlich hartnäckig verbreiten kann…) nimmt Ernsthaftigkeit und Pathos raus, worunter sonst Erzählungen mit Manly-Man Figuren leiden.
Als in der ersten Folge das Hologramm-Playboy Mansion des alten Magiers Stregobor gezeigt wurde, fürchtete ich unnötige Boobfestivals wie bei Game of Thrones und war schon tierisch genervt. Zum Glück wurde es dann nicht wie bei Game of Thrones. Man merkte, dass mit Lauren Schmidt Hissrich eine Frau die Macherin der Serie ist und das war wirklich sehr erfrischend. Mit den weiblichen Charakteren bin ich sehr zufrieden, die starke, aber auch irgendwie gebrochene Yennefer („I want everything“, yeah me too) oder Ciri, die mal ängstlich, mal stark und mal furchteinflößend ist.
Vielleicht musste es ein shitty Game of Thrones geben, damit Serien wie The Witcher eine Chance haben und es besser machen können. Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, aber ich bin ganz zuversichtlich, dass die Serie sich nicht zu einem ähnlichen Desaster entwickelt, zumal sie den schwersten Schritt (mehrere Kurzgeschichten halbwegs sinnvoll vereinen) schon geschafft hat und es nun geradliniger weitergeht.