Der Titel von Susan Cains neustem Buch sagt eigentlich gut, worum es geht: Bittersweet: How Sorrow and Longing Make Us Whole.
Einige werden es kennen, dass man manchmal gerne in Melancholie badet, traurige, schwere Lieder anhört (in Susan Cains Fall Musik von Leonard Cohen), traurige Geschichten liest oder anschaut und irgendwie trotzdem etwas gutes für sich da raus zieht. Susan Cain geht es nicht anders, in ihrem Buch ergründet sie die Bittersweetness von persönlicher, wissenschaftlicher, historischer und spiritueller (nicht gleichzusetzen mit religiöser) Seite aus. Insbesondere setzt sie es in Kontrast dazu, was man als toxic positivity kennt, den vor allem in den USA bekannten Zwang, stets fröhlich und positiv gestimmt aufzutreten.
Genauso wie ihr Buch Quiet, wo ich zum ersten Mal in größeren, positiven Zusammenhängen über Introvertiertheit las, ist nun ihr Buch Bittersweet für mich ein Augen-Öffner gewesen. Es schlug nicht so bombastisch bei mir ein wie Quiet, aber war für mich eine interessante Auseinandersetzung mit meiner Vorliebe für bittersweetness. Allen, die sich hier wiederfinden, kann ich das Buch wärmstens empfehlen. (Wer Audiobücher mag, der sollte dazu greifen, Susan Cain liest selbst vor und schafft es wunderbar, die bittersweetsness mit ihrer Stimme zu transportieren.)
[Buch] Everything I Never Told You
Das Buch Everything I Never Told You von Celeste Ng hatte mir eine Freundin empfohlen, nachdem ich die Serie Little Fires Everywhere gesehen habe, deren Grundlage das gleichnamige Buch von Celeste Ng ist. Auch Everything I Never Told You könnte ich mir gut als Serie vorstellen.
Marilyn and James Lee leben den Vorstadttraum eines jeden amerikanischen Pärchens in den 70er Jahren. Haus, drei Kinder, er angestellt als Professor, sie eine Hausfrau. Doch eines Tages verschwindet ihre 16jährige Tochter Lydia und wird kurze Zeit später tot aufgefunden.
Everything I Never Told You erzählt die Geschichte der Familie Lee, in Rückblenden angefangen bei Marilyn, typische US-amerikanische blonde Schönheit, die sich in den 50er Jahren mehr erhofft als eine Hausfrau zu werden, und James, der als Kind chinesischer Einwanderer nur eins möchte: nicht auffallen. Die Erzählung wechselt in den Zeitebenen, erzählt mal von den jungen Eltern, mal von Lydia und dann weiter in der Gegenwart, wo Lydias Tod die Familie in tiefe Trauer versetzt. Es ist kein Krimi, sondern ein generationsübergreifendes Portrait einer mixed race family, wo Themen wie Mikroaggressionen (natürlich damals nicht unter dem Namen bekannt) und ein unsicheres Selbstbild eine große Rolle spielen.
Mir hat Everything I Never Told You äußerst gut gefallen, ich kann es allen empfehlen, die die oben genannten Themen interessant finden, einen großartigen Schreibstil mögen und vielleicht gerade Lust haben etwas leicht trauriges zu lesen, denn in der Familie sind alle ein bisschen fertig mit der Welt. Es ist aber nicht so deprimierend wie bei A Little Life, wo man nach jedem dritten Absatz weinen könnten.
Ich habe das Buch auf Audible auf Englisch gehört und kann es wärmstens weiterempfehlen, die Sprecherin ist wirklich großartig und schafft es jedem Charakter eine eigene Stimme zu geben.
[Buch] My Sister, the Serial Killer
Das Erstlingswerk von Oyinkan Braithwaite wurde 2018 veröffentlicht, spielt in Lagos und handelt von zwei Schwestern, von denen eine gerade den dritten Mann in ihrem Leben umgebracht hat, so also offiziell eine Serienmörderin ist. Das Buch ist kurzweilig, besonders positiv fand ich die sehr kurzen Kapitel, die beim Kindle eine Lesezeit von 1-3min haben. Anders als der Titel vermuten lässt, geht es hier nicht in erster Linie um Kriminalfälle, auch nicht um das Morden, sondern um die Beziehung der beiden sehr verschiedenen Schwestern Korede und Ayoola. Humoristische Aspekte tragen deren Charaktere bei, Korede ist eher pragmatisch und sarkastisch, die Mörderin Ayoola flapsig und leichtlebig, sodass sie es Korede etwas schwer macht, die Morde ihrer Schwester zu vertuschen.
My Sister, the Serial Killer ist ein interessantes Buch mit einer guten Mischung an Themen und Stimmungen, für alle geeignet, denen die Prämisse zusagt und die eine schnelle Lektüre suchen.